Die Gründer der Public-Domain-Softwareschmiede B-Soft Maik und Mike
lernten sich 1991 auf der Höheren Handelsschule in L. / Deutschland
kennen. Während des Schreibmaschinenunterrichts wurden sie aufeinan-
der aufmerksam. Beide nutzten ein ähnliches 4-Finger-Such-Systhem,
um die Anschläge pro Minute zu verbessern. Als beide einige Wochen
später eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich das Hobby Fantasyrollen-
spiel feststellten, entwickelten die zwei häßlichen  und verpickel-
ten Jünglinge weiteres Interesse aneinander. Mike rettete Maik kurz
darauf vor zwei üblen Schlägern, die versuchten, Maik in der Pausen-
halle mit Nadeln durch die zugegeben sehr häßliche Jacke ans schwar-
ze Brett zu pinnen. Die Rettungsaktion endete mit zwei gezielten
tritten in den Arsch der Prolls. Seitdem die letzte nicht pazifis-
tische Handlung, die Mike von Maik erleben durfte. Dieses gemeinsame
Erlebnis besiegelte die junge Freundschaft.

Es dauerte nicht lange, bis beide bei einigen Rollenspielabenden mit
Gruppen bis zu 12 SpielerInnen feststellten, dass sie beide den Com-
puter Commodore 64 für ein äußerst weithorizontiertes Recheninstru-
ment halten. Aus der Verknüpfung RSP und C64 ergab sich die Idee, im
Wechsel Textadventures füreinander zu programmieren. So kam es zu
den "Fantastic Short-Adventures", die auch auf den B-Soft-Disks zu
finden sind. Wie sich allerdings schnell herausstellte, kam Mike mit
dem Programmieren nicht wirklich hinterher, während Maik von der
Schnapsidee, jeweils ein Spiel pro Woche zu programmieren, förmlich
angestachelt zu sein schien. Es vergingen ein paar Wochen, Monate
und Jahre und man programmierte unabhängig voneinander oder auch mal
miteinander. Immer jedoch stellte man das neue Produkt dem Anderen
vor und prahlte mit neuen Ideen und Programmierkünsten. Mike trug
längst seit er Commodore-User war das Pseudonym Mr. Joker und zele-
brierte dieses inzwischen mehr denn je. Maik legte sich den C64-
Namen Jack the Rapper zu, kurz JTR.



Erst 1995, am 02.Dezember in der Nacht zu JTRs Geburtstag, entstand
die erste B-Soft-Disk. Inzwischen waren genug Programme gecoded, um
mehrere Disketten damit zu füllen. Und da die zwei Commodore-Fans
es nicht wahr haben wollten, die einzigen noch lebenden Freunde des
Brotkastens zu sein, schrieben sie kurzerhand ca. 15 Privatpersonen
per Blanko-Postkarte an, deren Adressen sie aus dem damals schon
auf eine Diskette und zwei 4-Farb-Din-A4-Blätter geschrumpften 64er-
Magazin hatten. Das ganze lag für ehemalige Abo-Kunden der PC-Go
bei und war das derzeit einzige noch existierende kommerzielle Heft
für Commodorophile. Doch zurück zur ersten B-Soft-Disk! Im Beisein
von Markus Worthmann alias Sidney Stonehenge kopierten die beiden
sich die Finger wund, bastelten am Directory und schrieben ein Disk-
info, bis es längst nach null Uhr war. Irgendwann merkte Maik dann
redlich enttäuscht an, dass Markus und Mike seinen Geburtstag ganz
vergessen hatten. Ein Geschenk gab es demnach auch nicht, aber was
JTR damals wohl noch nicht ganz zu schätzen wusste war, dass das
größte Geschenk inzwischen im Floppyschacht der 1541-II steckte, die
Geburtsstunde von B-Soft!

Die Rechnung nämlich mit den knapp 15 D-Mark für Porto ging auf. Es
meldeten sich tatsächlich einige Commodore-Freaks auf diese eigen-
willige Art von Spam und bestellten die B-Soft-Disk #1. Zur großen
Aufregung schickten einige sogar Diskmagazine und Infos über noch
aktive C64-Gruppen. Die Werbeoffensive für die Schundprogramme aus
der B-Soft-Schmiede konnte also gestartet werden. Es wurden Kontakte
zur Szene geknüpft und Diskswap-Partnerschaften gegründet. Nicht
lange später folgten die #2 und die #3 der B-Soft-Disk. Das ent-
decken der zur Überraschung noch sehr aktiven C64-Szene mobilisierte
die Programmierlust von JTR und M.J. immens. Doch auch eine andere
Lust verbündete die zwei inzwischen langhaarigen Kriegsdienstverwei-
gerer, die Lust am Saufen. Bei einer gepflegten Palette Adelskrone
von Penny wurde das eine oder andere "Made im Suff"-Adventure pro-
grammiert. Oft versank dabei der eine im Alkoholrausch vor der Tas-
tatur, sodass der andere das Spiel im Vollsuff allein zuendecoden
musste.

Während sich Jack the Rapper neben Fantasy und Science-Fiction im
Gameuniversum B-Soft auf explizite Schilderung von Gewalt spezia-
lisierte, verfeinerte Mister Joker seinen Stil im experimentieren
mit sexuellen Themen. Als Paradebeispiele hierfür seien Jack the
Rappers "Amok" und Mr. Jokers "Onanie-Schule" genannt. Schon bald
wurden Sex, Gewalt und Trunkenheit zum proletarischen Markenzeichen
der zwei Rüpel.



Auch in den Leserecken der noch aktiven Magazine für den C64 machte
sich das Duo-Fatale einen Namen. Grundsätzlich stinkbesoffen und
über die hässliche und hinterweltlerische Szene herziehend holte
man sich Lesereckenverbot bei der Go64, Morddrohungen beim links-
radikalen Diskmag "Antinationale" und eine Masse an Feinden in der
Stammleserschaft der Tigerdisk. Zeitgleich stiegen allerdings auch
die Sympathisanten und humoristischen Stilzitierenden. B-Soft war
versehentlich zum selbsternannten Zahnbelag der Szene geworden. Mit
der Menge an neuen Programmen hinkte es jedoch ein wenig, weshalb
JTR und M.J. vermehrt auf Gastbeiträge setzten. Gefragt wurde nach
Programmen, die selbst geschrieben wurden und drohten, ob ihrer
niederen Qualität ohne Ruhm unveröffentlicht in der Diskettenbox zu
vergammeln. Tatsächlich beteiligten sich einige Fans bei dieser
Competition. Die Ergebnisse sind zu bewundern auf der vierten Disk
von B-Soft und auf den späteren Datenträgern.

Um mit der Nummer 5 wieder die eigenen Informatikkünste ins Rampen-
licht zu rücken, verzichteten die zwei Trashikonen auf Gastbeiträge
und veröffentlichten endlich das fast schon eine Diskettenseite be-
lagernde Fantasy-Grosswerk "Auf nach Thordan" von JTR. Überhaupt
entwickelte sich B-Soft zwischenzeitig zu einer fast schon ernst zu
nehmenden Coderbande. Man nutzte teilweise den ganzen Bildschirm,
veröffentlichte Spiele mit (man höre) Joysticksteuerung oder ab-
speicherbarer Highscore und pokete häufiger, statt speicherfeind-
lich zu printen. Während JTR seine Programmierkenntnisse (wenn auch
stets im Bereich Basic) immer mehr verfeinerte, sich häufiger klei-
ner Asemblerroutinen bediente und Programme sogar mit Kopierschutz
ausstattete sowie diese packte, bastelte M.J. zunehmend an bunt ge-
pixelten Startbildschirmen und an Hintergrundmusiken für seine dann
aber im Vergleich doch eher plumpen Games. Die Szene aber hatte ih-
ren Spass und veröffentlichte einzelne Games sogar auf ihren Disk-
magazinen. Die B-Soft-Disk #5 erreichte einen neuen Rekord und ging
mit mehr als 100 Startkopien an B-Soft-Abonnementen und Tauschpart-
nern des ganzen Erdballs.

Mit diesem Erfolg ließ es sich für die zwei Chaoten jedoch schwer
leben, wie sich an der folgenden Ausgabe der B-Soft-Disk leicht er-
kennen lässt. Zwar beinhaltet sie einige in sich stimmige Perlen
des Public-Domain-Labels, bei den meisten Beiträgen jedoch handelt
es sich um Spiele im Stil von "Made im Suff". Diese Programme hal-
ten, was sie versprechen und wurden mit Garantie unter enormer Zu-
fügung der Gesellschaftsdroge nummer Eins in die Tasten gehackt.
Auch wurde diese im April 1999 releaste bisher letzte reine B-Soft-
Disk wieder mit vielen Gastbeiträgen gefüllt. Ungefähr zu dieser
Zeit erschien auch der erste und einzige große Artikel über die
Crew in der Go-64! Unbestritten der Höhepunkt der B-Soft-Karriere.

JTR und M.J. hatten sich, berauscht vom Erfolg, kurze Zeit vorge-
nommen, die B-Soft-Disks zu eine Art Diskmag wachsen zu lassen.
Eine Seite sollte gefüllt sein mit Texten zur Szene und Geschichten
aus eigener Feder, die sich im Laufe der Freundschaft zu Hauf ange-
sammelt hatten. Die andere Seite sollte im Stil der Tigerdisk,
allerdings ausschließlich mit bisher nicht veröffentlichten Pro-
grammen aus dem B-Soft-Dunstkreis gefüllt werden. Unter diesem eher
selbst gestellten Erwartungsdruck ging bei den beiden Ausnahmeco-
dern dann jedoch irgendwie die Luft raus. Man stellte schnell fest,
weder das Ausmaß an Sex, Gewalt, Suff und anderen Anstößigkeiten
noch steigern zu können, ohne dass es inszeniert wirke und konnte
sich kaum vorstellen, noch mehr Freunde und Feinde in der Szene zu
gewinnen. So beschlossen JTR und M.J., sich ein letztes Mal szene-
aktiv zu zeigen und dabei gleichzeitig B-Softs Tod bekannt zu geben.

Ein Sympathisant wurde bereits im Vorfeld informiert, und zwar der
B-Soft-Freund Grandmaster A.J., welcher mit seinem Basicmagazin PD64
von sich reden machte. Andy Jakesch, so der richtige Name, überrede-
te JTR und M.J. letztendlich, eine weitere Disk herauszubringen. Aus
dieser Idee entstand ein einmaliges Joint-Venture zwischen der PD64
und der B-Soft Disk. Die A-Seite beinhaltete die monatliche PD64 und
die B-Seite schmückte die allerletzte offizielle B-Soft-Disk #6,5.
Unter dem Titel Säupac #1 stellten die B-Soft-Crew und A.J. diese
Disk auf der Animal-Nitrate-Party fertig und releaseten sie noch auf
der selben Commodore-Party. A.J. war sehr interessiert am Release
weiterer Säupacs, konnte die B-Soft-Crew aber nicht davon überzeugen.
Aus Verzweiflung brachte er einen Monat später ohne JTR oder M.J.
davon in Kenntnis zu setzen ein zweites Säupac mit unveröffentlichten
und vor allem meist nicht fertig programmierten Games von Mr.Joker
und Jack the Rapper heraus. Für B-Soft war die Animal Nitrate die
erste und letzte selbst besuchte Commodoreparty. Wenigstens ein ein-
ziges Mal konnten sie sich ein Bild von den durchweg hässlichen Sze-
nemembers machen. Als abschließendes Erfolgserlebnis gewann JTR auf
der Party mit seinem selten dämlichen Demo "Eatin´Fish" den ersten
Platz der Democompetition.



Nach tobendem Applaus der Computerszene hielt er im Spetember 1999,
ein viertel Jahr vor B-Softs vierjährigem Labelbestehen und vor ca.
150 Menschen die bescheidene und dennoch typisch einschlagende Sie-
gesrede eines B-Soft-Outlaws, und man höre und staune: Ganz ohne
Schimpfwörter!

In Erinnerung an eine grandiose und ironische Zeit in der C64-Szene